Nach Blättern von Mathäus Lorenz Seitz

Die drei auf Toilettenpapier geschriebenen Blätter zeigen fortlaufende Textzeilen, deren einzelne Zeichen aus rechten Winkeln in verschiedenen Stellungen mit bis zu drei zugeordneten Punkten bestehen. Wir kennen die Bedeutung dieses Textes und seiner Zeichen nicht. Es könnte sich durchaus um eine Art Geheimschrift oder um Versuche einer stillisierten arabischen Schrift handeln. Sven-Åke Johansson deutet den Text als Kompostion für ein Gestenalphabet und einzelne percussive Klänge. Matthias Osterwold

Mathäus Lorenz Seitz wurde nach abenteuerlichen Wanderschaften durch ferne Länder 1921 vom Armenamt der Stadt Pforzheim wegen "Wahnideen" und "Wahnvorstellungen" religiösen und erotischen Inhalts in die psychiatrische Klinik der Universität Heidelberg überwiesen und kam später in die badische Heil-und Pflegeanstalt Wiesloch. Er wurde als eines der ersten Euthanasie-Opfer der Nationalsozialisten 1940 in Grafeneck ermordet. Seine Zeichnungen befinden sich heute in der Sammlung Prinzhorn.

UA Berlin 1990